Rauschende Fluten, brillierende Sonnenstrahlen, gewaltiges Donnergrollen – und ganz viel Gänsehaut
Das diesjährige Frühjahrskonzert des Musikvereins Oberderdingen stand ganz im Zeichen der Naturgewalten. Die charmante Moderatorin Valery Keppler durfte die Besucher am Sonntagabend in einer voll besetzten Aschingerhalle begrüßen. Bevor das Große Blasorchester auf der Bühne Platz nahm, eröffnete das Jugendorchester unter der Leitung von Alicia Fretz und Marius Kroh einen imposanten Konzertabend. Leni und Mia Würtz führten die Zuhörer gekonnt durch diesen ersten Programmteil, welcher mit Dvoraks „Suite from the New World“ beeindruckend begann. Fretz und Kroh gelang es, ihr Publikum gemeinsam mit den jungen Musikern von Anfang an zu fesseln und mit angehaltenem Atem in „The Best of James Bond“ die Abenteuer des vielleicht berühmtesten Agenten zu verfolgen, nachdem es zunächst in John Williams´ „Highlights from Jurassic Park“ in einem Arrangement von Johnnie Vinson durch die Welt der Dinosaurier geleitet worden war. Das junge Orchester schaffte es hier wie auch im abschließenden „Amparito Roca“, einem Arrangement von James Curnow, mühelos, das Publikum sowohl mit fulminantem Klang als auch zarten Melodien zu begeistern und von ihrem Können zu überzeugen – belohnt mit donnerndem Applaus in der Halle.
Donnergrollen – oder vielmehr das Grollen einer gewaltigen Flut bildeten dann auch den Beginn des Konzertteils des Großen Blasorchesters. Krankheitsbedingt hatte die musikalische Leitung kurzfristig Finja Sophie Nagel inne, die die vorausgegangene herausragende musikalische Arbeit von Evelyn Kessel an diesem Abend überzeugend zu einem grandiosen Höhepunkt brachte. Mario Bürkis Werk „The Flood“ widmet sich, gleich einem Kinofilm, der Geschichte des kleinen schweizer Örtchens Thörigen. Aufgrund der geographischen Lage, umgeben von Flüssen und Bächen, passiert in dem Dorf immer wieder das, was die Musiker auf der Bühne klanglich umsetzten: Eine Idylle, die trügt, eine Flutwelle, die sich plötzlich aufbäumt, das Dorf überrollt, zerstört – und am Ende: Hoffnung, Wiederaufbau, Zusammenhalt und das Erstrahlen in neuem Glanze. Gänsehaut vom ersten Takt an – so beschrieben Zuhörer das fesselnde Konzerterlebnis, was sich durch die weiteren Werke des Abends zog: So begann „Meteoritmo“ mit einem furiosen Sechzehntellauf in allen Registern, dem ein unheimliches Paukenvibrato folgt: Ein Meteoriteneinschlag schafft eine steinig-spröde Landschaft, das Blasorchester formte eine Atmosphäre voller Kargheit und Stille, die sich zunehmend aufbaute und in einem überwältigenden Maestoso mündete. Spätestens beim folgenden Allegro war die enorme Kraft und Vielseitigkeit der Natur schließlich in jedem Winkel der Halle präsent.
Erde, Wind und Feuer oder: Earth, Wind And Fire – mit einem mitreißenden Medley der erfolgreichen Soul- und Funkband wurden die Konzertbesucher dann in die Pause entlassen, bevor im zweiten Konzertteil das imposante Werk „Mont Blanc“ des Komponisten Otto M. Schwarz erneut die Natur mit all ihrer Gewalt in die Konzerthalle Einzug halten ließ: Die Musiker machten sich gemeinsam mit ihrer Dirigentin auf den Weg zum Gipfel des Mont Blanc. Ein brillierender Sonnenaufgang, überzeugend dargebotene Solo-Passagen, von Zwitschern und Rauschen geprägte Morgenstimmung sowie ein tobender, rauschender Schneesturm und polternde, musikalische Steinlawinen: Nagel und ihr Orchester ließen die Konzertbesucher nach dem knapp 13-minütigen Werk überwältigt wieder in die Oberderdinger Stadthalle zurückkehren.
Andreas Frank durfte dann für den Blasmusikverband Karlsruhe gleich mehrere Aktive für ihr langjähriges Engagement auszuzeichnen: So ging die Verbandsehrennadel in Bronze für zehn Jahre aktives Musizieren an Valery Keppler, die Ehrennadel in Silber für 20 Jahre Aktivität an Janine Landauf, Robin Springer und Sebastian Kreiter. Frank betonte das herausragende Engagement aller Geehrten. Dieses umfasse nicht nur jahrelanges, zeitintensives Musizieren und Üben – vielmehr seien alle Geehrten auch außermusikalisch für den Musikverein aktiv.
Bevor die Strauss´sche Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ stürmisch-rasant ein musikalisches Sommergewitter über die Konzertbesucher hereinbrechen ließ, bildete das Medley „Frozen“ zum gleichnamigen Film einen weiteren musikalischen Höhepunkt des Abends. Auch mit diesem Werk des japanischen Arrangeurs Kazuhiro Morita konnten die Solisten auf der Bühne ebenso überzeugen wie das Gesamtorchester und ernteten abschließend stehende Ovationen, tosenden Applaus und begeisterte Zugabe-Rufe, welchen die Musiker gerne nachkamen: Mit einem packenden Phil Collins-Medley fegte sozusagen die letzte Naturgewalt des Abend durch die Halle und beendete ein rundum gelungenes Konzerterlebnis. (SK)